Erich Kästner: Das letzte Kapitel (1939) | Astrid Lindgreen: Wäre ich Gott |
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Lief folgender Funkspruch rund um die Erde: Dass ein Bombengeschwader der Luftpolizei Die gesamte Menschheit ausrotten werde. Die Weltregierung, so wurde erklärt, stelle fest dass der Plan, endgültig Frieden zu stiften, sich gar nicht anders verwirklichen lässt, als alle Beteiligten zu vergiften. Zu fliehen, wurde erklärt, habe gar keinen Zweck. Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben. Das neue Giftgas krieche in jedes Versteck. Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entleiben Am 13.Juli flogen von Boston eintausend Mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort Und vollbrachten, rund um den Globus sausend, den von der Weltregierung befohlenen Mord. Die Menschen krochen winselnd unter die Betten. Sie stürzten in ihre Keller und in den Wald. Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten, Millionen Leichen lagen auf dem Asphalt. Jeder dachte, er könne dem Tod entgehen. Keiner entging dem Tod, und die Welt wurde leer. Das Gift war überall, es schlich wie auf Zehen. Es lief die Wüste entlang. Und es schwamm übers Meer. Die Menschen lagen gebündelt Wie faulende Garben. Andere hingen wie Puppen zum Fenster heraus. Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben. Und langsam löschten die großen Hochöfen aus. Dampfer schwammen im Meer, beladen mit Toten. Und weder Weinen noch Lachen war auf der Welt. Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten, unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld. Jetzt hatte die Menschheit endlich erreicht, was sie wollte. Zwar war die Methode nicht ausgesprochen human. Die Erde war aber endlich still und zufrieden und rollte, völlig beruhigt, ihre bekannte elliptische Bahn. |
dann würde ich weinen über die Menschen, sie, die ich geschaffen zu meinem Ebenbild. Wie ich weinen würde über ihre Bosheit und Gemeinheit und Rohheit und Dummheit und ihre armselige Güte und hilflose Verzweiflung und Trauer. Und wie ich weinen würde über ihre Herzensangst und ihren ewigen Hunger, ihre Sorge und Todesfurcht und trostlose Einsamkeit und über ihre Schicksale, ihre erbärmlichen kleinen Schicksale und ihr blindes Tasten nach jemand... irgendeinem! Vielleicht nach mir! Und wie ich weinen würde über alle Todesschreie und alles Blut, das so vergeblich fließt, so zutiefst vergeblich, und über den Hunger und die Hoffnungslosigkeit und die Not und alle wahnsinnigen Qualen und einsamen Tode und über die Gefolterten, die schreien und schreien, und über die Folterer noch mehr. Und dann all die Kinder, alle, alle Kinder, über sie würde ich am allermeisten weinen. Ja, wäre ich Gott, gewiss würde ich viel über die Kinder weinen, denn nie habe ich mir gedacht, dass sie es so wie jetzt haben sollten. Ströme, Ströme würde ich weinen, damit sie ertrinken könnten in den gewaltigen Fluten meiner Tränen, Alle meine armen Menschen, und endlich Ruhe wäre. |
Günter Eich: Inventur (1945/46) | Erich Fried: Wörterdämmerung (1968) |
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Dies ist meine Mütze, dies ist mein Mantel, hier mein Rasierzeug, im Beutel aus Leinen. Konservenbüchse: Mein Teller mein Becher, ich hab in das Weißblech den Namen geritzt. Geritzt hier mit diesem Kostbaren Nagel, den vor gebehrlichen Augen ich berge. Im Brotbeutel sind Ein Paar wollene Socken und einiges, was ich niemand verrate, Zwischen mir und der Erde. Die Bleistiftmine lieb ich am meisten: Tags schreibt sie mir Verse, Die nachts ich erdacht. Dies ist mein Notizbuch, dies meine Zeltbahn, dies ist mein Handtuch, dies ist mein Zwirn. |
Vertrocknete flackern auf Stockfleckige qualmen Geblähte Prunkwörter platzen Begriffe schrumpfen zu langen verhutzelten Sätzen Perioden winden sich Punkte knistern und sprühen Bilder leuchten jetzt auf: Ein Herz, ein graublauer Vogel Widerspenstiges Haar ein blasser magerer Arm Nun brennen sie in der Flamme der ältesten Worte Augen fliegen davon Etwas klirrt in der Asche |
Theodor Fontane: John Maynard |
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John Maynard! >>Wer ist John Maynard?<< >>John Maynard war unser Steuermann, aus hielt er, bis er das Ufer gewann, Er hat uns gerettet, er trägt die Kron, Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard.<< Die Schwalbe fliegt über den Erie-See, |
Arthur O'Shaugnessy (1844-81): Titel unbekannt |
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Wir sind die Sänger und Rufer, wir träumen in herrlichen Träumen, wir sitzen am einsamen Ufer und sehen die Brandung schäumen. Wir sind die Verbannten der Erde, von bleichem Mondlich umspielt, und haben mit Herrschergebärde ganz neue Welten erfühlt. Und unsere Melodien ließen große Städte erblühen. Und aus einem Fabelgedichte, da machten wir Weltgeschichte. Wer noch Träume hat gewinnt Kronen und kann ganze Reiche erbauen. Und mit kraftvollen Kompositionen sie wieder in Stücke zerhauen. Wie jubeln und litten bei Hitze und Schnee und blieben des Erdballs Nabel. Wir schufen aus Seufzern Ninive und bauten aus Lachen ein Babel. Und eines Tages war es soweit, daß wir alles wieder verloren, denn träumend stirbt eine alte Zeit, und aus Träumen werden neue geboren! |
Paul Celan: Todesfuge (1948) |
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Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeifte seine Rüden herbei er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in der Erde er befiehlt und spielt auf nun zum Tanz Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends wir trinken und trinken Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau stecht tiefer die Spaten ihre einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends wir trinken und trinken ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith |
Rolf Dieter Brinkmann: Landschaft (1975) |
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1 verrußter Baum, nicht mehr zu bestimmen 1 Autowrack, Glasscherben 1künstliche Wand, schallschluckend verschiedene kaputte Schuhe im blätterlosen Gestrüpp "was suchen Sie da?" 1 Essay, ein Ausflug in die Biologie das Suchen nach Knöcherfliegenlarven,das gelbe Licht 6 Uhr nachmittags 1 paar Steine 1 Warnschild "Privat" 1 hingekarrtes verfaultes Sofa 1 Sportflugzeug mehrere flüchtende Tiere, der Rest einer Strumpfhose an einem Ast, daneben 1 rostiges Fahrradgestell 1 Erinnerung an 1 Zenwitz |
Siegfried Einstein: Schlaflied für Daniel | Johannes Bobrowski: Bericht(1961) |
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Wir fahren durch Deutschland, mein Kind. Und es ist Nacht. Die Scheiben klirren im Wind, Da sind die Toten erwacht die Toten von Auschwitz, mein Sohn. Du weißt es nicht und träumst von Sternen und Mohn und Sonn- und Mondgesicht. Du darfst nicht schlafen, mein Kind. Und es ist Nacht. Die Toten stöhnen im Wind: Viele Menschen sind umgebracht. Du darfst nicht schlafen, mein Sohn. Und träumen von seliger Pracht. Sieh doch es leuchtet der Mohn Wie Blut so rot in der Nacht. Wir fahren durch Deutschland, mein Kind. Und es ist Nacht. Die Toten klagen im Wind --- Und niemand ist aufgewacht... |
Bajla Gelblung, entflohen in Warschau einem Transport aus dem Ghetto, das Mädchen ist gegangen durch Wälder bewaffnet, die Partisanin wurde ergriffen in Brest-Litowsk, trug einen Militärmantel (polnisch), wurde verhört von deutschen Offizieren, es gibt ein Foto, die Offiziere sind junge Leute, tadellos uniformiert, mit tadellosen Gesichtern, ihre Haltung ist einwandfrei. |
Autor anonym: Traurigkeit |
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Ich will dich nicht verlieren aber was ist wenn? Du sagtest ich soll dir verzeihen das werd ich immer tun, aber geh nicht fort bleib bei mir! |
Autor: Sanny: Aufwiedersehen |
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Ich war ganz allein auf dieser Erde allein in dieser Menschenherde. Alle waren verliebt, was mich schon fast in Verzweiflung trieb. Doch dann tratest du in mein Leben. Wir sahen uns an, du zogest mich in deinen Bann. Wir redeten über Gott und die Welt, über uns und über Geld. Es war wie ein Traum, man glaubt es kaum! Ich betete im Innern, lass mich nicht aufwachen Lass mich mit ihm lachen Ich wachte nicht auf, es war kein Traum. Die Tür ging auf, er musste gehn. Ich schaute ihn an "Aufwiedersehn?" Er wollte sagen "Nein ... Leb wohl!" Was sollte ich machen? Ich musste ihn gehen lassen. Er riss mein Herz entzwei. Ich fühlte in mir einen Schrei. Ich wollte aus dem Fenster springen mich zu ihm ringen. Er auch, ich sah es ihm and und dann... war er fort. an einem unbekannten Ort Er musste für immer gehn. Und ich konnte nur sagen "Aufwiedersehn..." |
Autor: Jacqueline: Hass oder Liebe? |
Ich hasse dich, Weil ich dir nicht vertrauen konnte. Ich hasse dich, weil du mich betrogen hast. Ich hasse dich, weil du mir alles nur vorgespielt hast. Ich hasse dich, weil du mich anscheinend noch nie geliebt hast. Ich hasse dich, weil ich dich nicht hassen kann. Und das ist der Grund, warum ich dich immer noch liebe! |
Hier bald weitere Gedichte und vor allem eure Werke, die ich bis jetzt erhalten habe!